Heute ist so ein Tag. Es wird so schnell dunkel. Es ist kalt und ich bin allein.
Ich habe in den letzten Tagen viel Nein gesagt. Und nun sitze ich allein zuhause. Etwas in mir möchte sagen: „Siehst Du, das hast Du davon.“
Aber dann gibt es da auch noch etwas anderes. Ich spüre eine Erleichterung. Ich spüre ein wohliges Gefühl von Wärme. Ja, ich genieße es gerade, allein zu sein. Für mich zu sein. Mich selbst zu umarmen. Mich selbst zu verwöhnen. Ich habe mir heute richtig viel gegönnt: Rat und Unterstützung von meinen Lehrern und Coaches, neue Kleidung, viel liegen und schlafen, leckeres Essen, mich selbst zu feiern für eine sehr erfolgreiche und sehr arbeitsame Woche. Und… Ich gönne mir Inspiration und… Sekt
Ich bemerke, wie es zu fließen beginnt und muss an die letzte Session der wunderbaren Gruppe von fünf Menschen denken, die ich derzeit begleiten darf. Diese heilsamen Tränen, die fließen durften. Diese Bereitschaft, sich einzulassen und berührbar zu werden: für sich selbst. Ich bin immer wieder von ihren Rückmeldungen berührt. Da sind ganz wunderbare Menschen zusammengekommen, um sich selbst besser kennen zu lernen und sich selbst mehr zu spüren. Es ist mir eine Ehre, sie begleiten zu dürfen und ihnen genau diesen Raum der Erlaubnis zur Verfügung zu stellen. Diesen Raum, in dem sie sein können, wie sie sind. In dem sie erforschen und umarmen können, was sonst nicht sein darf. In dem sie die Erfahrung machen können, dass alles mit ihnen in Ordnung ist. Dass es kein Wunder ist, in Anbetracht dessen, was alles gewesen ist.
Es sind immer wieder ähnliche Themen, die kommen:
Die Trauer
Die Trauer ist jedes Mal bei uns, so viele Tränen, die geweint werden wollen. So viele Tränen, die nie geweint werden durften und jede Träne ist ein so heilsames Geschenk.
Die Wut
Die Wut, ist auch immer wieder da. Die Wut darüber, nicht gesehen, nicht gehört und nicht geliebt worden zu sein, für ihr echtes authentisches Sein. Sondern sich verstellt haben zu müssen, besonders brav gewesen sein zu müssen, ständig geleistet haben zu müssen und damit allein gewesen zu sein. Diese gesunde Wut. Diese wunderschöne Kraft. Was haben wir schon zusammen gestampft, gefaucht, gebrüllt, uns geschüttelt, geflucht und Grimassen gezogen und erlebt, wie heilsam das ist. Wie sehr das wieder aufrichtet, diese eigene Kraft zu spüren.
Wir haben so viel mehr Kraft, als wir oft wissen. Wir erzählen uns oft immer wieder dieselbe Geschichte und bleiben im gewohnten Leid. Verlieren wieder uns selbst, unsere Grenzen verwischen, wir gehen wieder faule Kompromisse ein, nur um nicht allein zu sein. Und dann kommt wieder die Trauer. Die Trauer darüber, auf diese Weise das eigene Leben zu verpassen.
Ja und die Tränen dürfen fließen. Das darf betrauert werden. Es zieht nach unten. Alles wird schwer, hoffnungslos…
Und dann darf die Wut wieder spürbar werden. Über jede übergangene Grenze. Darüber, wieder uns selbst verloren zu haben. Über die faulen Kompromisse. Und ja, das darf laut werden. Ja, das darf viel sein. Das darf von unten nach oben rauschen.
Und es ist so heilsam: diese Kraft, die aus dem tiefen Loch nach oben brennt. Das ist Lebendigkeit. Es ist so heilsam zu spüren, wie der Raum dann weiter wird. Wie sehr es nun wieder mehr gibt in der Welt. Die Erfahrung zu machen, mehr zu sein! Nicht an der eignen Trauer und der Schwere zu sterben. Nein, aus ihr heraus aufzusteigen, wie der Phoenix aus der Asche.
Diese Erfahrung immer wieder zu machen, das ist das Leben. Heilung bedeutet nicht, dass ab sofort nur noch alles chanti ist und Du nie wieder leiden musst. Nein, Heilung bedeutet ganz zu sein. Heil im Sinne von Ganz. Alles in Dir zu haben und zu erleben, dass sich das Leben auf dem ganzen Spektrum der Sinne, Empfindungen und Erfahrungen abspielt.
Dass Du hier bist, um Erfahrungen zu machen. Mit Dir.
Denn das ist es doch, worauf es ankommt: Dich selbst mitzubekommen und Dich selbst zu spüren. Mit Dir im Reinen sein. Dir selbst das geben können, was Du brauchst und zufrieden zu sein. Mit Dir und Dir.
Ich genieße dieses Leben gerade sehr und bin so froh, all diese Erfahrungen machen zu dürfen. Es ist gut, so wie es ist. Ich wünsche mir das auch für Dich: dass Du gut zu Dir bist. Dass Du fein mit Dir bist. Wenn Du Dich selbst voller Liebe umarmen kannst, dann kannst Du auch gut für andere da sein. Und wir brauchen gerade jetzt alle ganz viele Liebe. Also fang bei Dir an. Hab Dich lieb, gerade dann, wenn Du es vielleicht am Meisten brauchst.
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